„Es gibt keinen schlechten Whisky, manche sind nur besser als andere.“ William Faulkner
Ein kleiner Reisebericht unseres Mitgliedes Matthias
Dass man guten Whisky auch aus deutschen Destillerien erhalten kann, hat sich mittlerweile ja nicht nur in Fachkreisen herumgesprochen. Und so planten wir, angefixt durch die Schottlandtour im letzten Jahr, auch diesmal einen Teil des Sommerurlaubs ein, um der Produktion des Wassers des Lebens, diesmal in heimischen Landen, etwas näher zu kommen. Vier bekanntere Whiskyhersteller in unserem Land wollten wir auf dem Weg in den Süden besuchen und dabei auch ein bisschen unsere schöne Heimat näher kennenlernen.
Der Birkenhof
Zum Start fuhren wir bereits kurz hinter Köln von der Autobahn ab und steuerten in Richtung des Westerwalds. Der kleine Ort Nistertal war das Ziel, in dem die Birkenhof Brennerei ansässig ist. Dort hatten wir für den Nachmittag eine allgemeine Führung mit Verköstigung gebucht. Da die Birkenhof Brennerei vor allem eine alteingesessene Obstbrennerei ist, sollte es an diesem Nachmittag nicht nur um Whisky gehen. Da wir vor der Führung noch etwas Zeit hatten, beschlossen wir den nahgelegenen Stöffel-Park zu besuchen. Dies, ohne zu ahnen, dass uns der Berg dieses ehemaligen Basaltbergwerks heute noch einmal begegnen würde. Der Stöffel-Park mit seinen ehemaligen stillgelegten Industrieanlagen ist absolut lohnend. Irgendwie scheint hier auf einmal der Stecker gezogen worden zu sein. Alle Maschinen und Bauwerke liegen noch da, als hätten sie gestern noch produziert. Dazu stellt die umgebende Natur einen wunderbaren Kontrast dar.
Zum Nachmittag ging es dann zu Fuß von unserer nahgelegenen Unterkunft rauf zur Brennerei. Die Sonne meinte es gut mit uns und der Blick über die Weiten des Westerwaldes war sehr beeindruckend. Die Birkenhof Brennerei produziert seit 1848 vor allem Obst- und Kornbrände. Seit 2002 hat man jedoch auch die Destillation von Whisky begonnen. Die Birkenhof Brennerei wird als Familienunternehmen in der 8. Generation geführt. Wir haben uns sofort sehr herzlich aufgenommen gefühlt, obwohl Familie Klöckner, die Inhaber, am Tag unserer Führung nicht vor Ort war. Stattdessen übernahm die Mitarbeiterin Ruth Burkard unsere Führung. Diese war nicht minder herzlich. Die Brennerei zeichnet sich sowohl durch sehr alte (Korn) Brennapparaturen aus, wie auch durch die neuen Whiskybrennblasen. Herzstück einer jeden Brennerei ist das Fasslager, welches auch wir ebenfalls besichtigen durften. Hier wird der als Fading Hill bezeichnete Whisky in unterschiedlichen Fassarten gelagert, der bereits einige erwähnenswerte Preise gewonnen hat. Nun erfuhren wir auch, dass die Bezeichnung Fading Hill nach dem bereits erwähnten Basaltberg im Stöffel-Park erfunden wurde, da dieser immer mehr abgebaut wurde und an Höhe verlor – Fading Hill. Auf den Flaschenetiketten des Whiskys sind daher auch die Höhenlinien des Stöffel-Berges zu erkennen.
Nach der informativen und herzlichen Führung durch die Brennerei mit allerlei Anekdötchen über die Eigenarten der Westerwälder, wurden wir in den wirklich schönen Verkostungsraum geführt. Hier durften wir eine großzügige Bandbreite der Birkenhof Produkte verköstigen. Für einen Whiskyliebhaber war natürlich der Fading Hill der Höhepunkt. Im lockeren Plausch mit den übrigen Gästen endete ein wirklich vergnüglicher und interessanter Nachmittag. Ein Besuch der Birkenhof Brennerei ist nicht nur für Whiskyfreunde absolut zu empfehlen.
Die Ox Destillerie
Den Folgetag im Westerwald nutzten wir für eine kleine Sightseeing-Tour durch die nahgelegenen Städte Limburg und Koblenz. Auch diese sind mit Dom und deutschem Ecke absolut sehenswert und können gut im Rahmen einer Brennereibesichtigung integriert werden.
Am nächsten Tag ging es lediglich ein paar Autobahnkilometer weiter südwärts.
Der Spessart kurz hinter Aschaffenburg war unser Ziel. Hier liegt im kleinen Vorort Hösbach der Hotel-Gasthof Zum Ochsen, in dem ebenfalls in alter Tradition seit 1921 Schnaps gebrannt wird. Seit 2013 sind dies nicht nur noch Edelbrände, sondern auch hervorragender Whisky, der zunächst unter dem Namen Ox vertrieben wurde, nun aber zu Ehren des Gründers und Urgroßvaters Gregor Stenger in Greg’s Whisky umbenannt wurde. Der Kopf der Whisky-Produktion und Inhaber des Ochsen ist Marco Stenger, der uns nach einem fantastischen Abendessen im eigenen Hotelrestaurant eine kleine Führung durch die Produktions- und Lagerbereiche der Destille ermöglichte. Man merkte schnell, Marco ist im positiven Sinne ein Whisky-Verrückter, dem nur eins am Herzen liegt: Spitzenwhisky für Genießer zu produzieren. Wir durften den ein oder anderen Tropfen probieren und schließlich ging auch kein Weg an einer handgefüllten Flasche einer Ex-Bourbon-, Amarone- und Port gereiften Abfüllung vorbei. Wir können einen Besuch des familiengeführten Gasthofs Ochsen auf dem Weg nach Süden ausdrücklich empfehlen. Auch das nahgelegene Aschaffenburg bietet einige weitere Besichtigungs-Highlights, wie z.B. das Schloss Johannisburg.
St.Kilian Destillers
Nach einer geruhsamen Nacht und einem guten Frühstück ging unsere Deutsche Destillerien Tour wiederum nur einige Kilometer den Main herab nach Miltenberg. Diese mittelalterlich anmutende Fachwerkstadt hat uns richtig gut gefallen. Mit dem Rad entlang des Mains sowie in zahlreichen fränkischen Biergärten und urigen Kneipen genossen wir die oberbayrische Lebensart. Nur ca. 5 km von Miltenberg entfernt liegt das Dorf Rüdenau, zu dem es uns am nächsten Tag hinzog. Dort ist Deutschlands derzeit größte Destillerie St. Kilian beheimatet. Da geführte Touren hier im Regelfall nur am Wochenende möglich sind, hatten wir gegen einen kleinen Aufpreis im Vorfeld eine kleine Privat-Führung der Fasserlebnistour gebucht. Hierzu empfing uns sehr herzlich die Mitarbeiterin Sabine Mohr, die uns im Destillerie-Shop bei einem ersten Probierschlückchen die Geschichte der Brennerei näherbrachte.
Einst beinhalteten die Räumlichkeiten der heutigen Destille eine Textil-Fabrik, die jedoch insolvent ging. Man suchte einen neuen Investor für das Gelände. Doch außer einer möglichen Nachnutzung als Recycling-Hof fand sich kein Interessent. Bis der Destillerie Gründer Andreas Thümmler das Gelände und die Gebäude erwarb. Obwohl er bereits ein Whiskyliebhaber und -Sammler war, entwickelte sich der Plan zur Schaffung einer deutschen Whiskydestillerie nach schottischem Vorbild erst nach einer „durchzechten“ Nacht mit dem ebenfalls whiskybegeisterten Iren David Hynes. Dieser hatte am nächsten Morgen mal direkt ein paar Pot-Still-Brennblasen in Schottland in Auftrag gegeben, so dass es nun kein Zurück mehr gab – zum Glück für uns.
Sabine führte uns fortan durch alle Produktionsschritte der laufenden Destillerie und übermittelte uns viele spannende Informationen. Unterwegs gab es immer mal wieder einen Dram zu probieren. Überraschend war die Verkostung des New Makes, den wir so angenehm und fruchtig nicht erwartet hätten. Im Fasslager konnte auch das allererste St. Kilian Fass bestaunt werden. Daneben liegen hier auch jede Menge weitere spannende Fässer und sogar Tonkrüge, in denen der Whisky reift. Wir waren von dieser Tour sehr angetan, die wir in dieser privaten Art auch noch nicht erlebt hatten. Vielen Dank an das St. Kilian-Team und Sabine für die spannenden Einblicke.
Slyrs Destillerie
Zur letzten Etappe unserer Deutschland-Tour mussten wir ein bisschen länger fahren. Kurz hinter München ging es ab zum Schliersee im bayrischen Voralpenland. Wie der Name es erahnen lässt, produziert hier die Slyrs-Destillerie seit 1999 erstklassigen Whisky. Wir hatten Glück, da die Umbaumaßnahmen der Destillerie erst jüngst abgeschlossen wurden. Wie uns berichtet wurde, hat sich hier einiges verändert. Sehr modern und stylisch kommt das Besucherzentrum und der Brennraum daher. Anders als in anderen Destillerien kann man nach einer filmischen Einführung die Produktionsstätte auch selbst erkunden. Informative Hinweistafeln erklären alle weiteren Schritte. Die Besonderheit dieser Destillerie ist, dass meist frische, unbelegte Fässer aus amerikanischer Weißeiche zur Erstbefüllung verwendet werden, statt der üblichen Ex-Bourbon-Fässer. Eine Besonderheit, die man auch geschmacklich stets spürt, selbst wenn der Whisky ein weiteres Finish erfahren hat.
Am Ende der kurzen, aber trotzdem beeindruckenden Begehung erhält jeder Besucher die Möglichkeit den Whisky in der wirklich schön gestalteten Bar zu verköstigen. Er muss allein deshalb schmecken, weil man durch die Panoramafenster einen wundervollen Blick auf die nächsten Alpengipfel erhält.
Wir haben es nicht bereut, uns auch im eigenen Land der Whiskyproduktion ein bisschen genähert zu haben. Sehr vielfältig und abwechslungsreich wird auch bei uns das Wasser des Lebens produziert. Vom kleinen ehemaligen Obstbrenner bis zum schottischen Abbild im großen Pot-Still-Verfahren. Deutscher Whisky muss sich schon lange nicht mehr verstecken. Wer es noch nicht getan hat, sollte sich mal einen heimischen Dram genehmigen.
Slainte mhath